Wer kennt nicht die üblichen Verdächtigen wie Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist oder Karlsson vom Dach und hat sich als Kind und Erwachsener an ihnen lesend wie vorlesend erfreut? Mit ihren Namen verbinden wir unweigerlich den ihrer Erfinderin, der schwedischen Autorin Astrid Lindgren. Deren Werk aber umfasst mehr als das, was uns an sogenannter Kinder- und Jugendliteratur bekannt ist – und die Menschen auf der ganzen Welt derart begeistert hat, dass bis heute Übersetzungen in 106 (!) Sprachen vorliegen.
Zur Zeit des Weltkrieges, der 1939 beginnt, Lindgren ist Mitte 25 Jahre jung, schreibt sie Kriegstagebuch. Der Krieg währt zu lang, aus dem Buch werden Bücher. Späterhin werden diese unter dem Titel „Die Menschheit hat den Verstand verloren“ veröffentlicht. Darüber hinaus schreibt sie Briefe und pflegt derart ihre Freundschaften. In diesen und vor ihrem jeweiligen Gegenüber legt sie Zeugnis ab von sich und ihrer Zeit. All diese Schriften sind von verschiedenem Klang und doch aus der gleichen Feder.
Die Lesung, die ihren Titel den besagten Kriegstagebüchern entliehen hat, setzt Auszüge aus dem fiktionalen Werk in Beziehung zu den dokumentarischen Arbeiten Lindgrens, solchen, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren, als auch besagter privater Korrespondenz, die uns erst in ihrem Nachlass erreichte. Darüber hinaus erwartet das Publikum fünf Lieder, „Ich bin die Pippi Langstrumpf „begegnet „Blowin’ in the wind“. Der Abend stellt so eine Polyphonie dar, in der die verschiedenen Stimmen selbstberechtigt sind und unabhängig voneinander verlaufend zu einem gemeinsamen Ganzen zusammenfinden, das mehr darstellt als die Summe seiner Teile.
Astrid Lindgren wurde 1907 geboren, sie starb 2002. Ihre Lebensdaten umfassen das 20. Jahrhundert.
Es lesen Andrea Cleven, Isabelle Höpfner und Thomas Hollaender, Gesang Verena Bonnkirch, begleitet von dem vierzehnjährigen Pianisten Kasimir Neudeck. Für die Konzeption des Abends zeichnet sich Holk Freytag verantwortlich.