Nadja Schulz-Berlinghoff

Schauspielerin und Sprecherin

Nadja Schulz-Berlinghoff, Initiatorin des Vorlese-Ensembles

Initiatorin des ‘Vorlese-Ensembles’

Nadja Schulz-Berlinghoff

Schauspielerin und Sprecherin

In der Schule hörten wir eine Schallplatten-Aufnahme von Kleists „Der Prinz von Homburg“ (Inszenierung Peter Stein). Unsere Deutsch-Lehrerin, Jutta Blech, machte mir freundlicherweise eine Kopie auf Kassette ( natürlich nur zu privaten Zwecken). Diese Inszenierung, diese Aufnahme dazu – war für mich eine Offenbarung in vielerlei Hinsicht.

In einer Dialogszene ( IV, 1.) mit dem Kurfürsten (Peter Lühr) fleht Natalie (Jutta Lampe) um das Leben des Prinzen, dem, gefangengenommen wegen Missachtung der Kriegs-Gesetze, der Tod drohte. Noch nie zuvor hatte ich so etwas gehört, noch nie zuvor so etwas erlebt:

dass Wahrhaftigkeit, Schönheit, Gefühl, Universalität, Hingabe, Liebe durch Sprach- und Sprechkunst mein Inneres so sehr erfassen konnte. Ich dachte, wenn das möglich ist, Worte, Dichtung so lebendig zu gestalten, dass Kunst, dass Sprache die Seele so tief berühren kann, wenn eine Schauspielerin so etwas vermag, will ich diesen Beruf erlernen.

Natürlich weiß ich, dass Jutta Lampe eine Ausnahmeerscheinung war. Ich hatte die Ehre, in meinen Anfangsjahren mit Ihr auf einer Bühne zu stehen.

Wieder Schule: Abitur. Deutsch-Klausur. Die selbe Lehrerin. Klassisches Gedicht von Goethe: „Nähe des Geliebten“. Ich habe 45 Minuten über die ersten drei Worte geschrieben. „Ich denke Dein …. “. Ich habe die Arbeit als Letzte abgegeben, der Lehrerin für all die Jahre gedankt … ( ehrlich! ) … dann bin ich nach Hause gerannt und rief: „Mama, Mama! Das war die Arbeit meines Lebens, das war die Arbeit meines Lebens!“ Ich trug meiner Mutter und Ihren Gästen das Gedicht auswendig vor. Ich war im Rausch.

Ergebnis nach ein paar Wochen: die Lehrerin war stinksauer. Ich hatte zuvor in der Abi-Vorbereitungsarbeit eine 1+ und dann im Abitur eine 5 – geschrieben. Warum? Ich weiß es nicht genau! Ich habe sicher auch viele Formfehler gemacht. Vieles war mir (leider) nicht so wichtig – ausser: ich hatte noch nie zuvor eine so intime Beziehung zur Sprache empfunden.  Ich war berauscht, ja berauscht. Nicht mehr rational. Ich fand Goethe schlicht genial. „Ich denke Dein … „ – Ein Liebesgedicht! Ja, genial, fand ich. Für mich war das wirklich phantasisches Erlebnis und für mich einmalig! Beinahe musste ich das Schuljahr u. a. deshalb wiederholen. Es kam nicht dazu – zum Glück. Der Eklat an der Schule und diese wirklich nicht zu erwartende schlechte Note – das wurde für mich zu einer wichtigen Anekdote in meinem Lebensbuch – die ich heute immer noch auch amüsant finde.

Sprache! Ja, Sprache! Ich bin verliebt in Sprache! Immer wieder!

Ausbildung: Hochschule der Künste in Berlin, Fachbereich: Darstellende Kunst
Lesungen: Literatur-, Theaterstücke- und Drehbuchlesungen
Spricht für: Hörbuch, Hörspiel, Feature, Literatur, Lyrik, Overvoice, Audioguides für Museen, Lesungen, Dokumentationen, E-Learning, Audiodeskription, Werbung, Computerspiele, Imagefilme, Meditationen, Schlafgeschichten - ZDF, ARTE, NDR, WDR, SWR, RBB, BR, SR, Deutschlandfunk, HR, Deutsche Welle …. und viele Andere!
Engagements: Staatstheater Wiesbaden (Stückvertrag) während des Studiums - Debüt, 1995 - 1999 Ensemblemitglied der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, 2000, Deutsches Theater, dann freie Arbeit u. a. drei Produktionen von Ulrich Rasche. Auch Film und Fernsehen. Vor allem Arbeit mit Susan Batson, N.Y.